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Rock Shox Argyle RCT: Die Edelgabel für Slopestyle und Dirtjump im Langzeit-Fahrbericht

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Rock Shox Argyle RCT: Seit vielen Jahren ist die leichte, aber stabile Federgabel die Referenz für viele Dirtjumper und Slopestyler. Beschämenderweise tauchte diese Gabel in unseren insgesamt acht Dirtbike-Fahrberichten, die wir während der Dirt- und Street-Roadtrips durchgeführt hatten (Roadtrip 2011 / Roadtrip 2012), jedoch kein einziges Mal auf – im Gegensatz zu Gabeln wie der Marzocchi Dirt Jumper, der Suntour Duro, der leicht zweckentfremdete Rock Shox Revelation, der Manitou Circus oder der Society Xeno. Allerhöchste Zeit also, dem Topmodell der “Argyle” in einem Fahrbericht auf den Zahn zu fühlen.

Die Rock Shox Argyle - verbaut in einem NS Bikes Majesty.
# Die Rock Shox Argyle – verbaut in einem NS Bikes Majesty.

Während der letzten Monate sind wir in Parks, Hallen und auf der Straße unterwegs gewesen, um die Argyle ausführlich zu testen. Da wir in der Vergangenheit teilweise nicht die besten Erfahrungen mit Gabeln gemacht haben, die nur über die Basisfunktionen verfügen, haben wir das Topmodell geordert: Die Rock Shox Argyle RCT verfügt über eine Vielzahl an Verstell- und Dämpfungsmöglichkeiten und ist darüber hinaus im Vergleich mit den Konkurrenzmodellen ein ziemliches Leichtgewicht – und das hat seinen Preis: Die stabile Edel-Gabel kostet neu vom Hersteller 690 € (UVP). Ob sie dieses Geld wert ist und ob sämtliche Modi, Einstellmöglichkeiten und Funktionen wie das “Floodgate” in der Praxis von Nutzen sind, erfahrt ihr in diesem Test.

In der Hand

Leicht. Für eine Dirtgabel – ziemlich leicht. Und stabil. Der größte Unterschied zu günstigeren Gabeln mit Stahlfedern ist ganz klar das Gewicht: mit knapp 2000 Gramm möchte man sich zunächst kaum vorstellen, wie die Gabel in einer Double-Landung von 100 Kilo zusammengestaucht wird. Trotz des im Vergleich zu manchen Mitbewerbern fast schon filigranen Aufbaus offenbart die Argyle jedoch ein steifes Grundgerüst. Für die reibungslose Funktion der Gabel sorgt gewohnheitsmäßig die Solo Air-Federungseinheit auf der linken Seite der Gabelkrone, die Dämpfung mit der Motion Control-Einheit befindet sich im rechten Standrohr.

Die Argyle RCT im Detail.
# Die Argyle RCT im Detail.

Leichte Gitterstruktur in der Brücke der Argyle, auch die Luftdruck-Angaben sind standardmäßig aufgedruckt.
# Die Taschen in der Brücke sparen Gewicht ohne die Steifigkeit negativ zu beeinflussen. Die aufgedruckten Luftdruckempfehlungen helfen beim ersten Setup der Gabel.

Eine Maxle Lite-Steckachse mit vollem 20mm Durchmesser sorgt für die nötige Steifigkeit, direkt daneben findet sich unter dem rechten Tauchrohr der rote Drehknopf für die Zugstufe. Auf einen konischen Schaft wurde verzichtet, stattdessen ist ein Aluschaft mit 1 1/8 Zoll verbaut.

Unser Modell federt mit 100mm Federweg, zusätzlich ist jedoch noch eine Variante verfügbar: die 140mm-Version ist für Slopestyler gedacht und lässt sich auch gut mit einem kurzhubigem Fully kombinieren. Wer den Federweg ändern will, muss sich jedoch nicht zwingend das jeweils andere Modell zulegen: Durch einen Spacer-Tausch im Inneren der Gabel (nur Solo Air-Version!) lässt sich die Gabel auf drei verschiedene Höhen “traveln”: die extratiefe 80mm-Version sorgt für ein wohlwollendes Nicken der Stylepolizei am Skatepark, die 100mm-Höhe stellen den sinnvollsten Kompromiss zwischen Dirt, Park und Street dar und die maximale Höhe von 140mm lässt sich im für Slopestyle und leichten Bikepark-Einsatz nutzen. Wie genau das Verstellprocedere vor sich geht, ist – ohne Gewähr - in diesem Thema im Forum zusammengefasst.

Features

Das Topmodell der Argyle-Serie, die sich namentlich durch die Endungen unterscheiden (R / RC /RCT), verfügt neben einer externen Zugstufe (R = Rebound) auch über eine Low Speed Druckstufe (C = Compression) sowie über das sogenannte Floodgate (interessanterweise mit für T = Threshold gekennzeichnet).

Optisch nicht gerade brachial, aber steif und stabil: Die Argyle.
# Optisch nicht gerade brachial, aber steif und stabil: Die Argyle.

Zug- und Druckstufe sind soweit für jeden Interessierten klar – aber was ist nun das Besondere an dem Floodgate, das Rock Shox mit in die Dämpfungseinheit der Argyle integriert? Grob erklärt: Wenn sich in der Gabel ein bestimmter Druck aufbaut, gibt die Gabel nach – so beispielsweise bei harten Schlägen. Diese Charakteristik wird bei anderen Gabeln als “Blow-off” beim harten Lockout verwendet, um Beschädigungen der Dämpfung vorzubeugen und ist im Falle der Rock Shox Motion Control Dämpfungseinheit das Mittel der Wahl, um die Gabel auf den jeweiligen Einsatzbereich abzustimmen. Das Floodgate ermöglicht die Feinabstimmung, über die man regeln kann, an welcher Schwelle (engl. = threshold) die Dämpfung den vollen Strömungsquerschnitt für das Dämpfungs-Öl bereitstellt und die Gabel nachgibt. Braucht man diese Option bei einer Dirt-Gabel, die eigentlich nur Schläge puffern soll? Wir finden ja. Warum, erfahrt ihr weiter unten.

Spezifikationen Rock Shox Argyle RCT

Hersteller: Rock Shox
Modell: Argyle RCT
Modelljahr: 2012
Kategorie: Federgabel
Federweg: 80/100 mm oder 140 mm
Gewicht laut Hersteller: 2016 g*
Einsatzzweck: Dirt & Street, Allmountain & Enduro
Dämpfung Motion Control
Einstellmöglichkeiten: Zugstufe extern, Low-Speed-Druckstufe, Tooled Floodgate, Federung per Luftdruck
Gabelschaft: Aluminium 1 1/8″
Gabelkrone: Aluminium 6061 T-6, geschmiedet
Standrohre: 32 mm, Straight-Wall-Aluminium, 7000er Serie, reibungsarm anodisiert
Tauchrohre Magnesium, Maxle Lite 20-mm-Achse, IS-Montagestandard
Maximaler Scheibendurchmesser: 210 mm
Farben (aktuelles 2013er Modell): BoXXer-Rot, Schwarz, Weiß

Preis: UVP 690 €, günstigster Preis im Netz: 489 € (Stand 21.03.2013)

*Gewichtsangabe inkl. 265 mm 1 1/8″ Gabelschaft und Maxle Lite-Steckachse

Setup

Ansprechverhalten und Linearität von Stahlfeder-Gabeln hin oder her: Auch Luftgabeln haben mittlerweile im kurzhubigen Gravity-Bereich ihre Hausaufgaben gemacht und sind insbesondere im vorliegenden Fall die erste Wahl, was individuelle Einstellbarkeit auf das Fahrergewicht angeht. Das Testmodell wurde sowohl von einem 80kg-Fahrer wie von einem 105kg-Fahrer bewegt und lässt sich in zwei Minuten auf die gewünschte Härte einstellen. Insbesondere im Dirt/Street-Bereich scheiden sich hier die Geister: Soll der ganze Federweg ausgenutzt werden oder mag ich es bretthart? Letztere Option tut, wie wir im vorletzten Jahr von einem Hersteller hören durften, der Gabel keinesfalls gut und sei daher nicht empfohlen.

So geht´s: Verstellen des Floodgates.
# So geht´s: Verstellen des Floodgates.

Was macht man nun, wenn man die Gabel einerseits sehr hart fahren will, seine Handgelenke nach heftigen Schläge bei der Landung jedoch noch benutzen will? Hier kommt das Floodgate zum Einsatz, das mit Hilfe eines 2.5cm Inbusschlüssels verstellt wird. Dieser Schlüssel ist praktischerweise der Drehknopf der Zugstufe am Tauchrohr, welcher nur herausgezogen werden muss. Im Uhrzeigersinn gedreht, wird das Gate stufenlos verringert = die Gabel reagiert nur noch auf sehr harte Schläge. Auch wenn die Druckstufe nicht komplett geschlossen sein sollte, tut das Floodgate seinen Dienst und man kann sehr genau einstellen, wann – und bei welcher Druckstufeneinstellung – die Gabel reagieren soll. Druck- und Zugstufe lassen sich wie gewohnt einstellen, die Empfehlungen von Rock Shox bezüglich des Fahrergewichtes finden sich in diesem Dokument (PDF).

Auf dem Trail und auf der Straße

In meiner persönlichen Lieblingseinstellung bin ich das Floodgate primär komplett geschlossen gefahren – in diesem Setup lieferten mir die verschiedenen Druckstufen-Einstellungen die besten Ergebnisse. Ist die Druckstufe eher geöffnet, eignet sich die Gabel optimal für ruppigere 4X-Bahnen oder Strecken, die weniger für Tricks ausgelegt sind als vielmehr öfter schnell verfügbaren Federweg benötigen. Die Federung arbeitet in dieser Einstellung effektiv und reagiert sensibel auf die meisten Schläge, taucht aber dennoch nicht zu tief ein.

Ein grinsender Fotofahrer werde ich in diesem Leben nicht mehr...
# Ein grinsender Fotofahrer werde ich in diesem Leben nicht mehr…

Dafür ist in dieser Einstellung erkennbar, dass es sich hier wirklich um eine vollwertige Federgabel mit einer funktionierenden Dämpfung handelt, was bei einigen anderen – zugegeben oft in einem niedrigeren Preisbereich angesiedelten – Konkurrenzmodellen nicht immer der Fall ist.

Bunnyhop to Manual im Abendlicht - je weniger sich die Gabel bewegt, umso besser für Springereien auf harten, glatten Untergründen.
# Bunnyhop to Manual im Abendlicht – je weniger sich die Gabel bewegt, umso besser für Springereien auf harten, glatten Untergründen.

Zunge rein: Für solche Herumspringereien ist eine geschlossene Druckstufe optimal.
# Zunge rein: Für solche Herumspringereien ist eine geschlossene Druckstufe optimal.

Eine mittlere Druckstufen-Einstellung ist ideal für fast alles Andere: Nicht ganz perfekte Pumptracks mit kleinen rumpeligen Passagen ließen sich so bewältigen und auch für größere Skateparks und Sprünge mit tiefen Landungen war die mittlere Einstellung ideal. Auf der etwas undefinierbaren “Rennstrecke” im Bikepark Haltern am See war eine mittlere Einstellung optimal, da sich hier geländeartiges Terrain mit flachen, glatten Passagen und Sprüngen unterschiedlicher Größe abwechselte.

Blue Box Augsburg: Ideales Testgelände, um entspannte Sessions bei kaltem Winterwetter zu fahren.
# Blue Box Augsburg: Ideales Testgelände, um entspannte Sessions bei kaltem Winterwetter zu fahren.

Im Skatepark oder in der Halle sei eine fast geschlossene Druckstufe empfohlen: Hier kommt es nicht auf Federwegs-Performance an, sondern auf ein kontrolliertes Fahrgefühl auf flachem Terrain, bei dem jede Bewegung und jeder Zug am Lenker entsprechend schnell umgesetzt werden soll. Ein oder zwei Klicks aus der komplett geschlossenen Druckstufe zurück markieren hier die optimale Einstellung: Die Gabel bleibt komplett straff und gibt – praktisch als Erinnerung, dass man noch eine Feder- und keine Starrgabel montiert hat – nur noch eine geringe Rückmeldung.

Grimmig ist das neue nett: Bunnyhop in die Wiese.
# Grimmig ist das neue nett: Bunnyhop in die Wiese.

Der Vorteil dieser straffen Einstellung in Verbindung mit einer schnellen Zugstufe manifestiert sich in schnellen Tricks, Bewegungen und Rotationen, in denen die Gabel kaum nachgibt und daher größtmögliche Kontrolle bietet, was durch die 20mm-Steckachse und die dadurch generierte Steifigkeit noch unterstützt wird. Sollte die eine oder andere Landung dennoch etwas heftiger ausfallen, löst das Floodgate im Notfall die Federung aus und man landet nicht allzu unsanft – hier kann man im Ernstfall auch noch mit dem Floodgate herumexperimentieren.

Kurzfazit Maxi

Nicht nur optisch sagt mir die Argyle seit ihrer Einführung sehr zu, auch die Performance ist für eine Dirt Jump-Gabel bestens. Besonders gut gefällt mir, dass sich die Argyle über das viel zu oft unterschätzte “Floodgate” sehr effizient feinjustieren lässt. Während man viele Dirt Jump-Luftgabeln mit enorm viel Luft fahren muss, damit sie beim Absprung nicht im Federweg abtauchen und bei der anschließenden Landung zu viel Federweg frei geben, lässt sich die Argyle über die Low-Speed-Druckstufe angenehm straff einstellen und sorgt dank weniger Luftdruck und einem fein eingestelltem “Floodgate” dennoch für halbwegs sensibles Ansprechen.

Maxi gibt alles beim Start-Table in Haltern am See.
# Maxi gibt alles beim Start-Table in Haltern am See.

Eigentlich die besten Vorraussetzungen für eine 4X-Gabel, doch würde ich persönlich hierbei immer noch zur leichteren Reba tendieren. Für ihren angestammten Einsatzbereich Dirt Jump, Slopestyle und Street stellt die Rock Shox Argyle RCT meines Erachtens eine absolute Referenz dar.

Fazit

Die Argyle hat sich nach über einem halben Testjahr als Referenz ihrer Klasse erwiesen. Sie lässt sich werkzeuglos für jedes empfohlene Einsatzgebiet einstellen und wartet mit optimalen Features auf, die alle ihren Sinn und Zweck erfüllen: Mit Zug- und Druckstufe sowie der Solo Air-Federung lässt sich die Gabel auf jedes Gewicht und jeden Fahrertyp einstellen. Die vielen unterschiedlichen Einstellungen bedeuten hingegen nicht, dass man mehr mit dem Setup als mit dem Fahrspaß beschäftigt ist – dieser Test zeigt, auf wie viele Einsatzbereiche im Bereich Dirt/Street/Slopestyle sich die Gabel optimieren lässt. Einmal eingestellt kann man die Argyle dann vergessen und sich auf seinen Trick konzentrieren.

Rock Shox Argyle
# Rock Shox Argyle

Das Floodgate als Feineinstellung ist das Tüpfelchen auf dem i, die nicht zwingend für jeden Skateparkheizer notwendig ist – für den anspruchsvollen 4X-Racer aber durchaus seinen Sinn erfüllen kann. Wer ohne Floodgate auskommt und 500 Gramm Mehrgewicht nicht scheut, sollte sich die rund 250 € günstigere “RC”-Version anschauen – wer eine leichte, stabile Gabel mit exzellenten Einstellmöglichkeiten für den Dirt-, Slopestyle- und sonstigen Spaß-Einsatz sucht, wird mit der “Argyle RCT” bestens bedient sein.

Mehr über die Argyle gibt es hier: http://www.sram.com

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Fotos: Johannes Herden, Maxi Dickerhoff, Dennis Helms

Der Beitrag Rock Shox Argyle RCT: Die Edelgabel für Slopestyle und Dirtjump im Langzeit-Fahrbericht ist auf MTB-News.de erschienen.


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